Projekt „Lanterne Rouge“ – Die Vorgeschichte

Wie aus mir ein lizenzierter Radfahrer wurde

Alles hat begonnen, als sich der harte Kern des RC Mödling Vorstands (2 Walter und Simon) im Jänner 2023 bei feucht-kalten Temperaturen die Staatsmeisterschaften im Cyclocross in der Seeschlacht anschauten und dabei Robert und Thomas anfeuerten. Leicht fröstelnd wurde einhellig festgestellt, dass es cooler (und auch weniger kalt) wäre mitzufahren, statt nur zuzuschauen.

Cross ist Boss – Die Geburt der Idee ‚Projekt Lanterne Rouge‘

Mit dem Beginn der neuen Cyclocross Saison standen Walter und ich beim Jedermann Rennen des Bikeschneiderei Cross am Start. Bei herrlichem Alweibersommerwetter – also gar nicht Cyclocross-typischen Bedingungen – fuhr Walter sein erstes und ich mein drittes Cyclocrossrennen. Eine solide Platzierung im hinteren MIttelfeld und das Fazit, dass das durchaus Spass macht waren das Resultat. Thomas und Robert hatten also leichtes Spiel uns zu mehr Cyclocross-Rennstarts zu motivieren und dann gab es da ja auch noch die Neuigkeit, dass Felix von der Bikeschneiderei nicht nur Cyclocross-Referent im ÖRV wurde sondern auch gleich die Staatmeisterschaften in Maria Enzersdorf austragen wird. Während Thomas gleich begeistert über das Heimspiel war, war für mich als reiner Hobbyfahrer das noch komplett abstrakt und irrelevant.

Dennoch, das Cyclocross-Fieber hatte mich und Walter auch gepackt – welcher Radfahrer findet es denn nicht cool ein bißchen wie MvdP oder WvA zu sein – und weitere Rennteilnahmen standen auf dem Programm. Zwei Jedermannrennnen in der Seeschlacht und in der Donaustadt später – beide bei nicht sehr Cyclocross-typischen sehr angenehmen Wetterbedingungen – kam das Thema der Staatsmeisterschaft erneut zur Sprache. Walter ist voll motivert Thomas und Robert bei der Staatsmeisterschaft Gesellschaft zu leisten. Was dies allerdings auch bedeutet ist sich beim ÖRV eine Lizenz zu nehmen und sich mit wirklich guten Radfahrern zu messen. Meinem Einwand, dass ich nicht schnell genug für eine Lizenz und eine Staatmeisterschaftsteilnahme bin, kontert Walter – der dieses Jahr wirklich gut in Form ist – mit dem Satz, dass es ihm durchaus bewußt ist, dass er nur um den letzten Platz kämpft. Und in meinem Kopf bekommt das ganze Ding einen Namen – Projekt „lanterne rouge“ – das Rennen um den letzten Platz.

Parkcross in Böheimkirchen – im Schnee sind andere auch langsam

Ich beschließe insgeheim, dem ganzen eine Chance zu geben und lasse mich von Walter und Thomas zu weiteren Rennteilnahmen motiveren. Next stop – Parkcross in Böheimkirchen. Mein ungefäherer Plan lautet: „Wenn ich beim Rennen nicht ganz abgeschlagen Letzter werde, dann kann ich es auch bei der Staatsmeisterschaft probieren“. Vor dem Rennen schaffe ich es meinen Schleimbeutel im Ellbogen zu beleidigen, und um das ganze etwas spannender zu machen gibt es einen echten Wintereinbruch vor dem Rennen in Böheimkirchen. Bei herrlichem Winterwetter und schönem Neuschnee starten Thomas, Walter und ich in Böheimkirchen. Bei der Streckenbesichtigung komme ich nicht wirklich mit den Bedingungen zurecht und so ist meine Erwartungshaltung eher mässig. Nach dem üblichen Startgemetzel matche ich mich mit Thomas während Walter sich immer deutlicher von uns absetzt. Ein sinnloser Sturz bringt mich vollends aus dem Rhythmus und so schaffe ich es auch nicht mehr mit Thomas mitzuhalten. Ergebnis ist, dass ich mehrmals überrundet aber nicht als letzter ins Ziel komme.

CX-Cross in Gerasdorf – Erkältet und 2.-letzter

In den zwei Wochen bis zum CX-Mas Cross in Gerasdorf schaffe ich den Lizenzantrag mal prinzipiell auszufüllen und beim Hausarzt vorstellig zu werden. Den notwendigen Stempel habe ich zwar noch nicht, aber dafür eine hartnäckige Erkältung, einen weiterhin entzündeten Schleimbeutel im Ellbogen und einen Termin zur Blutabnahme in der Woche vor Weihnachten. Beim CX-Max Cross in Gerasdorf herrschen wieder perfekte Bedingungen und keine Spur mehr vom Winter. So weit alles gut, wäre da nicht immer noch meine Erkältung. Aber Ausreden nützen nix, Rennkilometer wollen gesammelt werden und so stehen Thomas, Walter und ich wieder an der Startlinie. Während Thomas als bereits lizenzierter Starter bei den Masters nur 40 Minuten vor sich hat, starten Walter und ich mit der Bikecard bei der Elite mit einer Renndauer von einer Stunde. Witziges Detail am Rande, meinen ersten paar Punkte im Cyclocross Cup von Böhmeimkirchen führen dazu dass ich beim Vorstart bereits namentlich aufgerufen werde. Nach dem üblichen Start-Chaos finde ich mich hinter Walter an der zweitletzten Stelle. In der zweiten Runde überhole ich Walter und versuche langsam die Lücke nach vorne zu schließen. Kurzzeitig kann ich mich von Walter absetzen aber komme den Fahrern vor mir nicht so wirklich näher. Gegen Halbzeit des Rennens überholt mich Walter zurück und am Ende bleibt mir der zweitletzte Platz mit drei Runden Rückstand auf den Sieger und ebenso vielen Runden Vorsprung auf den letzten Finisher.

3könixCross in St. Pölten – eine echte Cyclocross Schlammschlacht

Nach einer Blutabnahme und der Punktierung meines Ellbogens geht es mal in die Weihnachtsferien und ich bin mir nicht mehr so sicher, dass sich die sportärztliche Bestätigung noch rechtzeitig für die Staatsmeisterschaft ausgeht. Dennoch melde ich mich für das letzte Rennen der regulären Cyclocross-Saison in St. Pölten in der Seedose an. Zwei Tage davor – zehn Tage vor der Staatsmeisterschaft klappt es dann überraschend schnell mit dem Arztstempel. Ebenso überraschend schnell und nachhaltig ändert sich das Wetter von frühlingshaft zu 4°C und Dauerregen. Aber auf Walter und Thomas ist Verlaß und wieder stehen 3 Starter vom Radclub Mödling am Start. Die Besichtigungsrunde ist schon eher ernüchternd und als wir noch schnell die Regenjacken zum Auto bringen kommen Walter und ich schon fast zu spät zum Start. Bei tiefem Schlamm und einer Stunde Renndauer gehen wir das ganze eher vorsichtig an und ordnen uns mit zwei anderen Radfahrern recht weit hinten ein. Nach ein paar sehr schlammigen Runden komme ich fast in so etwas wie eine Rhythmus und setze mich ein paar Meter von Walter ab. Eine kleine Unachtsamkeit später stecke ich im Schlamm fest und beide Räder sich von dicken lehmigen Patzen Erde blockiert. Walter schließt zu mir auf und wir wechseln uns auf dem dritt- und viertletzten Platz ab. Während Walter aufgrund einer ungeplanten Pause noch zurückfiel schaffte ich es als vierletzter ins Ziel. Mit zwei Runden Rückstand und einer ernüchternden Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 10 km/h.

Nach dieser Schlammtaufe ist noch eine Woche bis zur Staatsmeisterschaft. Und tatsächlich ist mein Lizenzantrag am Montag vor dem Rennen bearbeitet und ich bin jetzt ein lizenzierte Radfahrer. Projekt „Lanterne Rouge“ kann in die finale Phase gehen.