2 Jahre Wochenteilung – 46 geteilte Wochen

Es ist wieder soweit, dass die Tage so kurz sind, dass wir unsere wöchentlichen Mittwochsausfahrten für den Winter pausieren. Damit geht die zweite Saison unserer Wochenteilungen zu Ende.

Während Walter schon eine inoffizielle dark-series ins Leben gerufen hat (psssscht! offiziell jagt euch der RC Mödling doch nicht durch die Nacht….), lasse ich hier zunächst mal die letzen beiden Jahre der Wochenteilung Revue passieren.

Saison 1: 2021

Walter, Walter, Thomas und ich haben rund um Weihnachten 2020 per Videokonferenz den Plan ausgeheckt, wieder eine wöchentliche Rennradausfahrt anzubieten. Als bestgeeigneter Tag wurde der Mittwoch befunden, was mich zur Wortschöpfung der „Wochenteilung“ veranlasst hat. Nach einer Corona-bedingten Verzögerung war es im Mai 2021 endlich soweit. Die Wochenteilungen begannen. Mit einer noch überschaubaren Beteiligung von WaWaSi (Walter, Walter & Simon) starteten wir bei eher mässig tollem Radfahrwetter mit Wochenteilung #1.

Doch Walter M. kennt Gott & die (lokale Radfahr-)Welt und hat gleich ordentlich die Werbetrommel gerührt. Und schon bei Wochenteilung #2 waren wir zu 8.

Die Wochen zogen ins Land und wir haben wie geplant alle Wochen im Sommerhalbjahr 2021 geteilt. Je nach Wetter kamen ein paar Leute mehr oder weniger zur Wochenteilung, aber immer war eine nette Gruppe am Start. (Auch bei strömendem Regen bei der Wochenteilung #7) Und mit den Wochen entwickelte sich eine Kerngruppe an fleissigen WochenteilerInnen.

Das erste Jubiläum bei der Wochenteilung #10 wurde zwar leider getrübt von einem Sturz von Irmgard, aber bereits eine Woche darauf zeigten wir unsere Resilienz als wir bei einem Wolkenbruch einfach den gemütlichen Teil vorgezogen haben und nach einer kurzen Unterbrechung beim Panoramarestaurant die Runde doch noch fertig gefahren sind.

Der restliche Radfahrsommer verging wie im Flug und mit Wochenteilung #19 konnten wir die 1000 Kilometer-Marke erreichen. Eine leicht chaotische Radfahr-Schnitzeljagd beendet die erste Saison.

Mit durchschnittlich 7,5 TeilnehmerInnen aber bereits vielen neuen Freunden, ging die erste Wochenteilungssaison zu Ende.

Saison 2: 2022

Voll motiviert wurde der Beginn der zweiten Saison der Wochenteilung Anfang April 2022 von mir ausgeschrieben, das Wetter war auch hervorragend, doch leider hat mir ein verkühlter Nerv im Nacken die Teilnahme an Wochenteilung #21 vereitelt. Alles was ich machen konnte, war den Wochenteilern bei der Musikschule einen guten Saisonstart zu wünschen. Mit einer Woche Verspätung konnte ich mit Wochenteilung #22 endlich auch die zweite Saison eröffnen.

Mit der Wochenteilung #26 wurde das Wetter endlich auch wieder warm genug, dass wir das obilgatorische Bier danach in der Bachstube auch im Garten trinken konnten. Und bereits eine Woche später erzielten wir mit 17 TeilnehmerInnen einen neuen Teilnehmerrekord.


Und mit Wochenteilung #33 (bereits eine Wiederholung einer sehr netten Einladung nach Wochenteilung #5) begann eine weitere nette Tradition der Wochenteilungen: Nach einer Rennradrunde den Ausklang mal nicht in der Bachstube sondern bei einem von uns stattfinden zu lassen. Während Walter L. bei #33 mit Schweinsbraten beeindruckte, standen Walter und Barbara bei #35 mit Gulasch und Denise bei #40 mit Chili con Carne um nichts nach. Danke an alle der Einladenden, es ist alles andere als selbstverständlich, so einfach mal eine Horde an verschwitzten, hungrigen und vor allem durstigen RadfahrerInnen zu bewirten.
Die letzten Sommerwochen waren dann auch schon wieder viel zu schnell vorbei, und mit Wochenteilung #46 kam die zweite Saison mit weltmeisterlicher Beteiligung schon wieder zum Ende. Ein kurzer Einkehrschwung bei mir ging sich noch aus, um auch die zweite Saison der Wochenteilungen bei einem Bier (oder zwei) nachzubesprechen.

Mit mehr als 10 TeilnehmerInnen im Durchschnitt, 1440 sturzfreien (!) Kilometern war die zweite Wochenteilungssaison meiner Meinung nach ein voller Erfolg. Jedenfalls mehr als sich völlig die durchnässten WaWaSi nach Wochenteilung #1 erhoffen konnten. Und wir sind motiviert, für viele weiteren Wochenteilungen.

In diesem Sinne, Danke, dass ihr alle die Wochenteilungen zu so einem Erfolg gemacht habt. Bleibt gesund und wir freuen uns auf euch bei vielen weiteren Wochen- und Monatsteilungen.


Stelvio for Life!

Stelvio for life!

Der RC Mödling vertreten beim Stelvio Bike Day

Jedes Jahr Ende August bzw Anfang September sind für einen ganzen Tag alle 3 Auffahrten aufs Stilfser Joch für den Autoverkehr gesperrt. Die legendäre Passstraße gehört dann ganz alleine den Radfahrern. Dieses Jahr war es am Samstag, dem 3. September soweit. Michael Gretzl und Michael Skoric waren mit dabei. Das Wetter war zwar bescheiden, aber davon haben sich tausende Radfahrer nicht abschrecken lassen.

Aufwärmen am Timmelsjoch

Nach einer „Aufwärmfahrt“ mit lächerlichen 2.000 Hm am Vortag durch das Ötztal über das Timmelsjoch nach Meran, ging es am Samstag zunächst 60 km sanft aufwärts bis Prad. Dort warten dann nur noch 25 km, 48 Kehren und 1.900 Hm nonstop bis zur Passhöhe. Also auf geht’s!

Stolz und erschöpft kommen wir bei 5°C und Nieselregen schließlich auf dem Stilfser Joch, 2.758 m an. Und der amtierende Vereinsmeister konnte sogar eine recht sportliche Zeit in den Berg brennen: 2:08:50 h vom Ortsende Prad bis zur Passhöhe. Die stolze Bilanz: 125:1 – 125 Radfahrer überholt, nur von einem selbst überholt worden.

Cima Coppi

Nach der Abfahrt in die Schweiz und dem saunieren am Campingplatz haben wir richtig gut geschlafen. Am Sonntag ging es zum „Ausrollen“ noch über den Ofenpass und das Unterengadin bis Landeck.

Ausrollen – und aufwärmen am Ofenpass

Michi & Michi

Die Aufgabe

Die Rennradsaison läuft auf vollen Touren, neben Touren fahren wir auch einige Radrennen. Dieses unglaubliche Wortspiel ist natürlich gleich plump wie aufgelegt, also verwende ich es.

Vor einigen Tagen sind wir, d.h. unser RC Mödling Big Team sowie ich als Einzelfahrer bei den 24h von Grieskirchen gestartet. Als Rennleiter hatten wir unseren Alt-und-Ehrenpräsidenten mit, der, nun voll motiviert, im „nächsten Jahr bei den 6h starten wird“. Hiermit amtlich und im weltweiten Internetz öffentlich gemacht, sorry Gerold 😊!

Womit wir schon bei der „Aufgabe“ wären. Es ist schon eine ziemliche Aufgabe, über die gesamten 24h ein Rennen zu absolvieren, ein Bravo an das Big Team, sehr gut gemacht, gut unter die ersten zehn gefahren (700km+)! Aufgabe erledigt!

Ich habe die Aufgabe anders erledigt. Top Start und in den ersten Stunden natürlich (zum Leidwesen unseres sportlichen Leiters) von vorne, selten so gute „Bene“ gehabt. Die ersten 250km in einem (für mich) guten 32iger Schnitt, alles tippi toppi.

Aber dann! Aus (Zeit) Einsparungsgründen (man beachte: Da versucht einer bei einem 24h Rennen, welches immer und genau diese 24h dauert, Zeit einzusparen!!) habe ich mich selbst versorgt. Dies nicht über das Fahrerlager, sondern über mein am Streckenrand auf einer Steigung geparkten Auto.

Alle 2 Runden aus dem Feld raus, Flaschen mit der Trinknahrung füllen, hinten in die Gruppe einreihen, nach vorne fahren! Ein guter Plan. Darüber hinaus sicher die bessere Ernährungsvariante als die vom RCM Kollegen Simon (siehe sein Rennbericht aus CZ – Müsliriegel aus dem Supermarkt).

Im Zuge einer weiteren Einsparung von 2 Sekunden habe ich eine Flasche der Nahrung nicht unter das Auto (und damit in den Schatten), sondern neben das Auto geworfen, um diese anscheinend in der Sonne zu kochen! Gekocht hat zwar nichts, vergärt ist es schon (oder zumindest verdorben). Um ca. 21:00 bin ich wieder an der Tankstelle, zünde mir die Nahrung direkt aus der Flasche noch im Stehen rein! Und? Nicht einmal richtig durch die Gurgel gelangt, kommt der Drink wieder hoch, plus der gesamte Inhalt des Magens! Details erspare ich euch und mir, selten bis nie so gekotzt wie in diesem Moment.

Der Schnitt ist von momentan auf gleich um 4km/h gesunken, wäre aber noch immer ok gewesen. Wenn ich allerdings bei all meinen langen Rennen etwas gelernt habe, man kann nicht ohne Sprit fahren! Hab’s noch 2h probiert, noch ein paar Mal gek…, Nahrung konnte ich leider keine mehr aufnehmen (damit auch nicht das Rennen 😊)!

Also eine Aufgabe. Und trotzdem bin ich zufrieden. Die Leistung war sehr gut, der Körper (bis auf eh schon wissen) hat sich gut angefühlt (und essen kann ich auch schon wieder).

Wirklich zum Kotzen war leider etwas Anderes:

Wiewohl es nach 10h auch in der Spitzengruppe (bei einem Hobbyrennen) noch immer nicht um einen Sieg geht, gab es einen schweren Sturz. Ich habe es nur gehört, war gerade vorne im Lead. Aber ich habe das Karbon krachen gehört! NIEMAND (in Worten: niemand) aus der Gruppe hat angehalten um zu helfen! Ich habe (alleine) umgedreht! Der Kollege war ziemlich bedient und ist dann mit der Rettung weg!

Während der ganzen Aktion sind auch alle weiteren Teilnehmer an uns vorbeigefahren (und zwar voll)! Es ist wirklich enttäuschend und hat mir zu diesem Zeitpunkt irgendwie den Nerv gezogen. Ich denke sogar, dass ich eher wegen dieser Aktion aufgehört habe, als wegen eh schon wissen!

Ich kann euch nur eines sagen: was ist, wenn es Dich hinwirft und niemand hilft Dir!?! Lässig oder?

Was habe ich gelernt?

Aufpassen beim Essen (speziell die Lagerung😊)

Radfahrer sind nicht automatisch die besseren Menschen!

Niemand fährt so gut Rad, als das ihm/ ihr nichts passieren kann!

Ich würde und werde auch wieder stoppen, wenn ich helfen kann!

Zu guter Letzt muss ich aber auch diese Kurve kriegen, natürlich hören wir positiv auf. Die Beine sind gut, die Mittwochsteiler (Mittwochsausfahrt des RC Mödling) laufen wie die Hölle (Thomas hat nach wie vor 10+ PB pro Ausfahrt 😊), es ist schön warm und ab und zu gibt es auch tollen Rückenwind!

Wir sehen uns auf der Straße,

te Walt

24h MTB Jihlava

Wenn alles andere nicht mehr wichtig ist

Mein persönlicher Rückblick auf mein erstes 24h-MTB Rennen nach 10 Jahren, der völlig belanglos wird, wenn man erfahren hat, dass ein anderer Radfahrer nach einem Sturz eben nicht mehr aufgestanden ist, sondern seinen Verletzungen erlegen ist. Nach ein paar Wochen, in denen ich mit mir gerungen habe, ob und wie ich diesen Bericht überhaupt schreiben sollte, bin ich zum Entschluss gekommen, diese kurze Einleitung voranzustellen.

Ein Mensch hat sein Leben verloren, völlig unerwartet und sicherlich viel zu früh. Damit sind erreichte Kilometer, Platzierungen und selbstgesteckte Ziele von einer Sekunde auf die andere vollkommen irrelevant. Ich habe ihn nicht gekannt, doch durch die gemeinsame Teilnahme an einem 24h Radrennen ist der tragische Unfall um ein vielfaches präsenter. Tagtäglich sterben viele (mit Blick auf Länder wie die Ukraine ganz sicher sogar viel zu viele) Menschen auf der Welt, und ich nehme das relativ problemlos als gegeben hin. Doch wenn das Schicksal so räumlich und inhaltlich nahe bei einem einschlägt, dann denke ich mir unweigerlich: „Sch…., das hätte auch ich sein können!“ Und damit habe ich wohl nicht völlig unrecht. Natürlich halte ich mich an mein Versprechen gegenüber meiner Frau und Tochter und gehe keine unnötigen Risiken bei einem Radrennen ein, doch eine 100%ige Garantie gibt es im Leben leider nicht. Somit ist es letztendlich vielleicht nur Glück, dass ich hier sitze und diese Zeilen schreiben kann. Dies macht mich dann doch sehr demütig, und alles was bleibt ist den Hinterbliebenen viel Kraft zu wünschen und mich aus Dankbarkeit, dass mir und ganz vielen lieben Menschen um mich herum nichts derart tragisches passiert ist, darum zu bemühen meine Zeit auf Erden möglichst positiv und sinnvoll zu nutzen.

In diesem Sinne, nun ein kurzer Rückblick auf meine Erlebnisse beim 24h MTB Rennen in Jihlava.

Anreise und Rennvorbereitungen: Eine Anreise mit der Bahn von Mödling nach Jihlava hat schon per se etwas Abenteuer-Charakter. Dieser wurde noch verstärkt durch die Tatsache, dass ich mit Fahrrad und Familie unterwegs war und auch noch die anschließende Konferenz in Dublin mitplanen musste. Aber mit etwas Geduld klappt alles und wir kommen am Freitag in Jihlava an und ich schaffe es planmässig mich zu registrieren und das Zelt an der Strecke aufzubauen. Die weitere Rennvorbereitung besteht darin im Billa vor Ort ein paar Müsli-Riegel zu kaufen und das obligatorische tschechische Bier zum Abendessen zu trinken.

Vor dem Start: Am Samstag noch in Ruhe mit der Familie frühstücken und dann gemütlich zur Fahrerbesprechung spazieren. Dabei passiert das erste Malheur und Sophia aufgrund von nicht richtig angezogenen Schuhen eine Blase am Fuß. Damit ist die ganze Fahrerbesprechung und die Aufregung vor dem Start für Sophia uninteressant, weil der sehr nette Sanitäter vor Ort leider nur ein einfarbiges Pflaster hat. Darum ist meine Familie halt nicht beim neutralisierten Start dabei, sondern auf dem Weg zurück zum Hotel auf der Suche nach dem richtigen Pflaster. Der zeremonielle Start führt uns dann auf den Hauptplatz wo bei strahlendem Sonnenschein noch einige Ansprachen stattfinden. Ich bin schon dadurch schon mal vor dem Start durch die Hitze müde.

Die ersten Stunden: Nach dem neutralisierten Start durch die Altstadt geht es zu Start und Ziel wo, das Rennen freigegeben wird. Ich bleibe absichtlich weit hinten im Feld, da ich das Rennen ja langsam angehen will. Damit ist ca. 100 Meter nach dem Start im ersten technischen Anstieg fahren schon mal unmöglich. Irgendwie frustrierend, wenn man nach 100 Metern schon mal schieben muss. Egal, ich bleibe erfolgreich ruhig und schwimme im hinteren Mittelfeld in der ersten Runde mit. In der zweiten Runde habe ich genügend der ganz langsamen Radfahrer überholt, dass genug Platz ist auch die technische erste Steigung zu fahren. Ich komme langsam in Schwung und merke gleichzeitig, dass es viel zu heiß ist, und ich deutlich zu wenig trinke und auch nicht zum essen komme. Der Elan ist jedoch zu groß, dass ich fünf Runden fahre bis ich zum ersten Mal stehen bleibe um meine Flasche zu füllen.

Runde 9 – der ersten Platten: Nach der ersten Pause zum Flasche füllen, komme ich wieder halbwegs in Schwung und pendle mich auf einen Rhythmus ein, jede zweite Runde die Flaschen zu füllen. In Runde 9 hänge ich mich an eine Radfaherin mit Radio an, und bin zum ersten Mal so richtig im Flow. Bis zur letzten Abfahrt, bei der ich einen großen spitzen Stein am Wegrand erwische und mir einen Platten einfahre. Egal denke ich mir, sind nur noch ein paar hundert Meter bis zum Zelt, da kann ich meinen Platten reparieren. Also schiebe ich mein Rad. Bei Zelt angekommen, fällt mir ein, dass ich eh die Pumpe und den Reserveschlauch dabei hatte. Dann kämpfe ich erstmal 10 Minuten mit der Steckachse bis ich endlich meinen Platten reparieren kann. Der Vorteil ist, dass ich mir endlich Zeit nehme etwas zu essen. Der Nachteil ist, dass meine kleine Pumpe nicht genug Druck in den Reifen bringt und das Hinterrad ordentlich eiert.

Runde 13 – der Nachfolgeplatten: Das eiernde Hinterrad wird geflissentlich ignoriert und ich versuche weiter meine Runden zu drehen. Die Hitze macht mir ziemlich zu schaffen und ich merke, dass die Wassermelonen und Apfelstücke bei der Verpflegung definitiv nicht genug Energienachschub bringen. Nach vier Runden gibt der Schlauch w.o., dieses Mal gottseidank direkt in der Wechselzone und ich schiebe mein Rad direkt zum Reparaturservice, dem ich meinen letzten Reserveschlauch in die Hand drücke. Die Inanspruchnahme dieses hervorragenden Services erweist sich als goldrichtig. Die Repartur ist schneller und vor allem nachhaltiger als meine eigene. Wieder mehr motiviert fahre ich weiter und treffe in der nächsten Runde Inga und Sophia an der Strecke. Das Wissen, dass das richtige Pflaster seinen Zweck erfüllt hat und es meinen beiden Damen gut geht beflügelt mich. Zusammen mit den endlich kühleren Temperaturen komme ich wieder besser in den Flow.

Runde 17 – Essen ohne Rücksicht auf Verluste: Der Kopf ist wieder motiviert, die Beine sind schon eher schwer und meine unzureichende Nahrungszufuhr macht sich zunehmend bemerkbar. Nach knapp 10 Stunden beschließe ich es darauf ankommen zu lassen und esse was es eben im Angebot gibt. Gulasch war mit dann doch zu hart, aber das Risotto ist nur ein wenig magenschonender. Egal, ich risikiere es, denn nur mit den Müsli-Riegeln oder der Wassermelone kann ich nie die 24 h überstehen. Die Pause wird auch gleich genutzt um das Licht zu montieren, somit sind die 40 Minuten Standzeit zwar lange, aber nicht katastrophal. Und der Plan geht auf. Nach ein, zwei Runden schafft es mein Stoffwechsel auch genug Energie aus der Hau-Ruck-Essensaktion zu ziehen und ich bin ziemlich zufrieden mit den letzten Tageslicht-Runden.

Runden 20 und 21 – mein Rendez-Vous mit der Brücke und das unerwartete Ende: Der wunderbare Lichtstimmung während dem Sonnenuntergang entschädigt mich für die zunehmend schweren Beinen in den kurzen knackigen Anstiegen. Die erste Runde in der Nacht macht richtig Freude. Doch in der zweiten Runde in der Nacht fädle ich mit meinem Lenker in einem Brückengeländer ein. Ich stürze zwar nicht, aber das unsanfte Bremsmanöver am Brückengeländer führt zu einem riesigen blauen Fleck auf meinem Oberschenkel in den nächsten Tagen. Da von weiss ich jedoch noch nichts. Ich richte meinen Lenker wieder aus, und fahre die Runde fertig. Die nächste Runde fahre ich auch noch, doch mein Gefühl sagt mir, dass ich jedenfalls eine Pause brauche. Die Entscheidung reift in mir, dass ich lieber rund um Mitternacht ein paar Stunden Pause mache und dafür die Sonnenaufgang-Runden wieder fahren kann. Somit lege ich mich nach ziemlich genau 12 Stunden in mein Zelt.

Das wiederum erscheint mir zunächst eine sehr dumme Idee. Da ich nie den Plan hatte zu schlafen habe ich natürlich keine Iso- oder Luftmatratze mit und auch keinen Schlafsack. So ist mir trotz Merinounterleiberl kalt und ich kann nicht schlafen. Ich liege also wach im Zelt und lausche meiner Umgebung. Nach nur sehr kurzer Zeit ist es absolut ruhig… und ich denke mir, da fährt ja niemand mehr… da verliere ich ja gar nix gegen meine Konkurrenten. Doch nach ein paar Stunden frieren wird mir klar, dass der einzige Weg wieder warm zu werden ist, wenn ich wieder weiterfahre. Ich rolle also zu Start und Ziel und kenne mich überhaupt nicht mehr aus, denn da steht nur „the race is interrupted“. Ich weiss ja nichts von dem tragischen Unfall…

Epilog: Walter informiert mich über WhatsApp dass das Rennen endgültig abgebrochen ist. Ich komme zum Frühstück wieder ins Hotel und kann den Tag noch mit Inga und Sophia verbringen, was definitiv ein dicker Pluspunkt ist. Und im Nachhinein betrachtet bin ich froh, dass ich nicht weitergefahren bin, denn vermutlich wäre ich in der nächsten Runde direkt zum Unfall gekommen und hätte wohl noch mehr mit dem tragischen Ausgang zu kämpfen.

Was bleibt ist ein ambivalentes Gefühl. Nichts von meinem Rennergebnis ist von irgendeiner Relevanz, gegeben der tragischen Umstände. Dennoch ist es eine unvollendete Geschichte. Die ca. 180 km und 3400 Höhenmeter in ca. 12h, trotz zweier Platten, sind durchaus ok, aber ich weiss auch, dass ich die zweite Hälfte nicht mehr so viel liefern hätte können. Somit ist der Wunsch da, mich besser vorzubereiten und wieder ein 24h MTB Rennen in Angriff zu nehmen. Davor muss ich aber in meinem Kopf noch damit klarkommen, dass meine naive Vorstellung, bei so einem Rennen passiert nix wirklich schlimmes, leider nicht immer hält. Gleichwohl, der Blitz schlägt nicht zwei Mal an der gleichen Stelle ein, oder?

Pläne

Eigentlich ist alles ganz einfach. Anfang April beginnen wir wieder mit der Wochenteilung, d.h. unserer wöchentlichen Rennradausfahrt am Mittwoch. So weit der Plan. Das Wetter am ersten Mittwoch im April ist absolut perfekt, alles im Plan…. Oder doch nicht? Ich wache an diesem Mittwoch auf und kann meinen Kopf nicht mehr bewegen, da meine Nackenmuskulatur nicht mitspielt.

Kann nicht sein. Ich habe doch fest eingeplant, die neue Wochenteilung-Saison heute zu starten. Doch irgendwie wird das mit meinem Nacken den ganzen Tag nicht besser und alles was ich machen kann, ist beim Treffpunkt der Wochenteilung vorbeizuschauen und allen eine gute Ausfahrt zu wünschen.

Die nächste Nacht ist katastrophal und ich male mir die abenteuerlichsten Dinge aus, die meine Schmerzen verursachen könnten. Also gehe ich am nächsten Tag zum Arzt, mit dem Resultat, dass ich zum ersten Mal in meinem Berufsleben zwei Tage krankgeschrieben werde, aber mit entzündungsbekämpfenden Medikamenten alles wieder hinbekommen sollte.

Und tatsächlich, nach zwei, drei Tagen ist der ganze Spuk wieder vorbei…. Und trotz nochmaliger Rückkehr von grauslichem Wetter schaffe ich es sogar auch in dieser Woche noch, eine kurze Rennradrunde draußen zu drehen. Damit ist der Plan, jede Woche mindestens einmal draußen Rad zu fahren weiterhin erfüllt… wie jede Woche seit Anfang 2020… puuuh, noch mal Glück gehabt!

Doch die gesamte Episode hat mich deutlich zum Nachdenken gebracht. Sich knapp zwei Tage lang wie ein uralter bewegungsunfähiger Mann zu fühlen, hat mich vor die Frage gestellt, welche meiner Pläne denn wichtig sind.

Gesund bleiben und möglichst viel quality time mit meiner Familie zu verbringen steht ja mal außer Frage. Meinen Job so gut zu machen, dass ich kein schlechtes Gewissen für meinen Zahltag habe, ist auch gesetzt. Spannender wird es mit den Freizeit-Plänen. Da sind neben diversen Familienurlauben natürlich auch meine Radfahrpläne ganz zentral….

Und für dieses Jahr sticht da der Plan für ein 24h Solo MTB Rennen heraus. Das erste für mich seit ziemlich genau 10 Jahren. Eigentlich hat mich dieser Plan schon vor meiner zweitägigen Zwangspause etwas nervös gemacht, und dann auch noch unerwartete gesundheitliche Probleme….

Und wozu hat das ganze dann geführt? Dazu, dass ich jetzt erst recht an meinem Plan für das 24h Rennen festhalte, erstes brauch‘ ich hin und wieder was verrücktes um mich lebendig zu fühlen, zweitens hängt absolut gar nix von dem exakten Rennergebnis des 24h Rennens ab, somit kann ich meinen Ehrgeiz während des Rennens immer noch drosseln, wenn andere wichtigere Pläne (siehe die Punkte Gesundheit, Familie etc. oben) gefährdet werden, und drittens braucht Gott sicher noch ein paar Hofnarren die ihn (oder sie?) mit ihren Plänen zum Lachen bringt….

In diesem Sinne, plant fleißig lauter positiv verrückte Radabenteuer und befolgt gleichzeitig den Rat von te Walt – Locker bleiben (insbesondere in der Nackengegend…)

Korrelation oder: Wenn in China ein Rad umfällt…

Eine Korrelation (mittellat. correlatio für „Wechselbeziehung“) beschreibt eine Beziehung zwischen zwei oder mehreren Merkmalen, Zuständen oder Funktionen. Die Beziehung muss keine kausale Beziehung sein: manche Elemente eines Systems beeinflussen sich gegenseitig nicht, oder es besteht eine stochastische, also vom Zufall beeinflusste Beziehung zwischen ihnen.

Viele Menschen aber auch RadfahrerInnen denken, es betrifft sie nicht, wenn in China ein Rad umfällt! Falsch!

Stellt euch einmal vor:

Reissäcke haben scheinbar eine Tendenz zum spontanen Umfallen…

Am 02.03.2021 fällt in Xiahuang ein Sack mit Reis auf des Fahrrad von Ih Fah Glei. Er ist VIP Shuttlefahrer am Flughafen von Jishui! Natürlich ist es jetzt ungut. Er hat zwar keine Schaltung am Rad, aber die Felge ist total verbogen, er kommt zu spät zum Dienst! Leider hat er kein Handy dabei, ruft seinen Chef sehr spät an, der Ersatzmann fährt zu spät weg, um den Kunden, die Flight Crew eines Transportfliegers rechtzeitig auf den Flughafen zu bringen. So muss CIS einen Ersatz stellen, der Flug geht unglücklicherweise um 37 Minuten zu spät weg, verpasst den Landeslot in Shanghai um 2 Minuten und muss 1,56 Stunden kreisen. Dadurch kommen die geladenen Shimano Teile zu spät an, können nicht mehr zeitgerecht verladen werden, werden um eine Woche nach hinten gereiht und schließlich auf die Evergiven geladen (statt auf die Forgiven)!

Dann, eh schon wissen, steckt die Evergiven plötzlich wochenlang im Suezkanal fest, unser aller Ersatzteile von Shimano mit ihr!!

Ich schwöre es, so war es, bzw. so kann es wirklich gewesen sein. Wegen eines Radumfallers in China haben wir alle keine Shimano Teile bekommen!

Und jetzt die Gedanken, die dann automatisch „einfahren“: wenn schon ein so kleiner Umfaller in China solche Auswirkungen haben kann, was passiert, wenn MEIN Rad umfällt? Nur ein Kratzer? Wer weiß das schon! Oder noch schlimmer, Du hast einen „Umfaller“ in der Bachstubn, genehmigst Dir ein Bier zu viel, dazu ein Schnitzerl,… Es kann gut sein, dass Deine Radkarriere bald endet! Oder Du doch nicht Age Group WeltmeisterIn wirst!

Die Conclusio:

Alles, wirklich auch alles kann sich auswirken! Und noch eher: Alles, was man NICHT macht, wirkt sich aus! Für uns heißt das nun: alle Kilometer, Höhenmeter,… die man fährt (oder auch nicht) zählen. Jede Pause, die man nicht macht, fehlt (kann aber auch zuviel sein!)

Waaaah… was ich euch aber zum „Reissackldilemma“ sagen will: locker bleiben! Beim Radfahren, auch wenn man es ernst nimmt, locker bleiben, Spaß haben!

So freue ich mich auf die lockeren, gemeinsamen Ausfahrten von heuer (Achtung, der RCM Wochenteiler beginnt mit 06.04.), die lockeren Rampen und Pässe im Sommer, die lockeren Rennen der Saison (Ende April, erstes RCM Zeitfahren Wienerwaldcup) usw.

Ein locker der Saison entgegensehender
te Walt!

Abkürzung

Als Abkürzung (abgekürzt: Abk.) wird die gegenüber der ursprünglichen Länge verkürzte Länge z.B- eines Wortes,  eines Weges,… bezeichnet.

In unserem Fall bezeichnet man damit die Abkürzung des Winters für Radfahrer. Heuer kürze ich gleich zwei Mal ab, einmal den Winter und hier bei uns in Ostösterreich, den Winder!

Vor 3 Wochen fahr‘ ich gegen den Wind mit unglaublichem  (Watt) Aufwand bergab!! Das hat gereicht, ich muss weg!

Ein paar Tage später fahre ich mit unglaublichem (Watt) Aufwand… immerhin bergauf. Dazu hat es 20°, die Sonne scheint und seit ich die Ebene (=Strand) von El Medano (Teneriffa) verlassen habe, ist der Wind nicht so das Problem. Ich bin auf Urlaub. Mit dem Rad. Mit Chefin. Lässig! Abkürzung geschafft.

Natürlich ist es nicht einfach. Entscheidungen sind da immer zu treffen. Man liegt immer falsch. Nimmst du dein Rad mit kann es sein, dass es nicht ankommt, beschädigt wird, Du einen Ersatzteil benötigst, der nicht aufzutreiben ist…

Oder (in meinem Fall), du nimmst ein Leihrad. Dieses ist aber natürlich NICHT DEINS! Es ist schwerer, passt nie optimal, rollt nicht so gut,…

Aufgewogen wird dies aber durch die nun ausgewechselte Streckenführung, fahre ich doch nun statt nach Hochrotherd auf den Teide. Kommt recht selten vor (auch bei uns), ein durchgehender Anstieg von 2.300hm, allerdings moderat (von der Steigung her gesehen). Wie wir aber alle wissen, die Anstrengung hängt unglaublich eng mit der gefahrenen Geschwindigkeit bergauf zusammen! Moderat war diese noch, als ich „mein“ Tempo raufgetreten habe. Weniger moderat war diese, als mich Van Aert, Roglic,… überholt haben und ich dachte, ich fahr da kurz mit (tolle Idee). Immerhin habe ich mich nicht der totalen Lächerlichkeit preisgegeben und sie überholt, nein, so deppert (aber fast😊) bin ich nicht (mehr)!

Auffallend der Style und die Ökonomie, mit der diese Burschen unterwegs sind, es waren lehrreiche und beeindruckende m (ja m!, nicht km!), die wir da „gemeinsam“ gefahren sind. Darüber hinaus, auch die Pros fahren mit Rücklicht am Tag!

Nun aber zurück in die Hobbyistengefilde. Eine Woche Abkürzung bringt‘s wirklich, allerdings zu beachten: die Pace! Habe echt viele RadlerInnen getroffen, die wirklich angedrückt haben, aber eben nur einen Tag lang. Ich hatte vor, 6 Tage am Stück zu fahren, da macht es Sinn, nicht gleich am ersten Tag, voll motiviert und nach ein paar Willkommen Biers am Vorabend, anzudrücken. Grundlage ist das Zauberwort (geht manchmal aber auch mit Maximalpuls, Ehrensache😊)

Einen Vergleichskampf habe ich auch gemacht; gewonnen! E Rennrad 1.647hm, te Walt 3.100hm (und ich hätte noch können, der Berg war aber aus und der Wirtn schon offen)

6 Tage später stehen 700km und 14.000hm mehr auf dem Tacho, sehr gediegen! Am letzten Tag „chillen“ im Strandcafe und die Surfer, Kiter,… beobachten, dazu immer maximal eine Hand frei!

Auch klar: wenn man im Sommer von einem Urlaub zurückkommen würde, würd’s sicher keinen Schneeregen und Sturm geben! Welcome home!

Aber, who cares, nach ein paar Tagen bei warmen Wetter auf einer Kanareninsel sind die Schenkerl zwar noch hart, aber die Seele baumelt, der Geist ist entspannt. Was soll’s, in einem Monat wird’s auch hier wieder wärmer, grüner,…. die Abkürzung hat gewirkt. 3 Monate Winter, Insel und dann halt noch 4 Wochen Beinlinge, locker!

Apropos Beinlinge und Kälte. Natürlich hatte ich keine mit! Weil: Teneriffa ist eine Insel. Ich mach Urlaub auf einer Insel. Und wo man Urlaub macht, ist es warm. Aber auch, so wie bei uns: wenn man, egal wo, fast bis auf 3000m rauffährt, ist es überall sehr, sehr frisch. Die Taktik dann: bei nur 6°C kurz/ kurz (aber immerhin mit Windjackerl) 1.000hm bis zur absoluten Zittergrenze runterfahren, abkristeln, wieder 200hm nach oben fahren zum Aufwärmen, wiederholen bis man unten ist. Zudem halten die Beinlinge mit der Ganslhaut viel besser und rutschen nicht!

Ich wünsch‘ euch allen auch die Möglichkeit für eine Abkürzung! Wir sehen uns entweder so auf der Straße oder bald beim RCM Monatsteiler (homepage!).

Alles Gute,

te Walt

Funktion funktioniert


Wahnsinn. Mittlerweile bin sogar ich in einem Alter, wo ich schon mehr Radsaisonen als andere Lebensjahre absolviert habe. Dies trifft natürlich auch auf ein paar Kollegen beim RC zu, sorry, die Herren!

Erinnern „wir“ uns an die sogenannte Funktionswäsche der Achtziger, Neunziger und ja, auch der (2000) Zehnerjahre! Kein Stein bzw. keine Naht bleibt mittlerweile auf dem/ der anderen! Ich habe mir am Sonntag ein paar Stunden Papaurlaub bei den Kindern rausgequetscht, d.h. ein schnelles Runderl im Wienerwald, mit frühem, sehr frühem Start. Und vor allem: bei frischen -2°C! Oben in Hochroterd hatte es dann in der Sonne schon wieder +13°C, zurück im Graben zwischen Gaaden und Hinterbrühl dann gefühlte -10 (ok, es waren aber sicher nicht mehr als 5).

Insgesamt also gut und gerne 15 °C Unterschied, ich stelle mir dies nun so wie früher vor: 1 lässiges Baumwollshirt, Beinlinge, die noch lange keinen gummierten, flachen Bund kannten. Übers Leiberl ein Sweater, den man gut und gerne wörtlich übersetzt genauso nennen kann, darüber die legendäre Windjacke, undurchlässig (gegen alles) natürlich! Nach spätestens 10min ist die Baumwolle durch, bevor man in die Abfahrt geht, rinnt Dir der Schweiß direkt auf die Echtwildledersitzeinlage rein. Dort bleibt der Schweiß auch, speziell von den Schulterblättern abwärts über die Nierengegend und das Kreuz nach unten pickt nun alles eng am Körper. Auf jeden Fall schlüpfrig.

Und diesmal? Ein „Unterleibl“ welches gefühlt aus zusammengenähten Löchern besteht, darüber ein langärmliges Funktionsshirt, darüber das Langarmtrikot. OK, heiß war’s nicht beim Wegfahren, aber immer trocken und warm genug. Man kann sich ja ein wenig mehr bewegen, dann wird’s schon.

Aber irre, wie gut dies wirklich funktioniert! Nach der s .g. T Shirt Zeit hatten wir die Plastikphase. Nichts für empfindliche Nasen, exakt nichts für keine Haut, … ein Drama. Ich denke, dass es damals das Wort: „atmungsaktiv“ in Zusammenhang mit Wäsche noch gar nicht gegeben hat! Würden wir heute nach einer Clubausfahrt gemeinsam den Wirtn unseres Vertrauens aufsuchen, sogar der würde uns umsatzverachtend raushauen! (Aber Corona war dafür kein Thema, hm.)

Apropos Geruch: Ein ehemaliger Ausbilder beim Hochalpinkurs hatte auch ein Funktionsshirt für die 2 Wochen am Berg mit, wirklich nämlich, genau EINES! „Schafwulln schtinkt nit! Leider hatten wir das Zeugnis erst mit Kursende zu erwarten, so mussten wir (dem Saubatl) eine Antwort schuldig bleiben. Wobei: viel besser war’s bei uns in der neumodernen Plastikmode auch nicht!

Zurück zu heute! Vor einem Jahr habe ich einem Sporthändler noch vorgerechnet, dass ich sicher, ganz sicher nicht, über 1.400 Schilling (=alte österreichische Währung vor der Jahrtausendwende) für ein Unterleibl mit Löcher bezahle, egal wie gut das sein sollte (Schweizer Unternehmen mit einigen „S“ im Namen). Heuer bin ich ins kalte Wasser gesprungen und habe mir Funktionswäsche einer französischen Firma besorgt, zu 75% billiger als die der Schweizer. Bis jetzt getestet, immer wieder gewaschen, perfetto und a la boneur, Preis/Leistungsverhältbnis beeindruckend! (Marke könnt ihr bei uns im Verein erfragen).

So können wir, (wir= die nicht unbedingt on-vogue mit dem Radl eingespannt im Wohnzimmer fahren wollen) also RadlerInnen die gerne draußen sind, uns auf die Wäsch‘ durchaus verlassen.

Auf eines müsst Ihr aber bitte, bitte trotzdem aufpassen:

Da die Wäsche sehr, sehr körpernah getragen wird… haha!! Es ist wundersam, um wieviel sich die Löcher ausdehnen können!

Aber wir fahren ja (nicht nur) wegen der Ästethik (wieder haha)! Hier kann ich  euch beruhigen, viele RadlerInnen trefft ihr eh nicht mehr, also keine Angst.

So, genug gefaselt, ich muss rein (in meine Funktionsklamotten), damit ich raus kann! Ich wünsch uns allen eine lässige, zugegeben etwas frischere Saison. Nehmt’s immer ein Licht mit, achtet auf die tiefstehende Sonne und genießt das legendäre Farbenspiel. Und nicht vergessen, jetzt geht’s nicht mehr um Rekorde erst… später wieder 😊

te walt

Renntaktik

oder wie man sich ein Radrennen so richtig schön schwer macht

Mit einer knappen Woche Abstand, genügend Zeit zur Reflexion und ein paar zusätzlichen externen Informationen möchte ich euch einen Einblick in meine außergewöhnliche „Renntaktik“ (oder doch die vollkommene Abwesenheit einer eben solchen) geben.

Von Anfang an: Letzten Sonntag haben wir als Radclub Mödling unsere traditionelle offene Vereinsmeisterschaft, das Kurt Honisch Gedächtnisrennen, veranstaltet. Dieses mal zwar nicht auf dem traditionellen Dornbach-Rundkurs, aber die Strecke von Altenmarkt über St. Corona zum Schöpfl hatte ein ähnliche Charakteristik: Ein Rundkurs mit insgesamt 52 km und 700 Höhenmeter mit einer Bergankunft.

Meine Ausgangslage war insofern interessant, als dass ich i.) den letzten Platz in der Vereinsmeisterschaft von meiner letzten Teilnahme 2019 zu verteidigen/bzw. zu verbessern hatte und gleichzeitig dieses Jahr (nicht zuletzt auch durch die mittwöchliche Wochenteilung) deutlich besser in Form bin. Somit war mein Ziel gesteckt, ich wollte zumindest vor einem anderen Starter unseres Vereins ins Ziel kommen.

Am Renntag reihe ich mich recht konservativ mit den meisten meiner Vereinskollegen hinten im Feld ein und rolle problemlos im neutralisierten Feld aus Altenmarkt hinaus. Nach der Rennfreigabe ändert sich zunächst wenig, ich halte immer noch recht gut im Hauptfeld, welches zunächst einen einsamen Ausreißer ziehen lässt mit. So weit so gut.

Doch im kurzen Steilstück von Neuwald nach St. Corona reissen erste Lücken im Feld vor mir auf. Ich nutze meinen Gewichtsvorteil und ziehe an den meisten meiner Vereinskollegen vorbei, um an der Gruppe vor mir dranzubleiben. Mein Plus schießt nach oben bis er in meinem Helm ansteht (eh nur 192), aber ich denke mir: „Das ziehe ich durch, in der Gruppe kann ich mich bergab wieder erholen“.

Über die Kuppe drüber, dann der nächste Sprint um in der Gruppe zu bleiben. In der Gruppe ist überraschenderweise auch mein Arbeitskollege, der wie ich weiss um ein vielfaches stärker als ich ist. Kurze Zweifel, ob diese Gruppe die richtige für mich ist, keimen auf – oder doch nicht. Keine Zeit & kein Blut im Kopf mehr zum Denken. Die Gruppe ist nur klein und niemand fährt lange Ablösungen. Ich versuche auch meine Zeit vorne im Wind möglichst kurz zu halten, schließlich bin ich in einer viel zu schnellen Gruppe für mich gelandet… Als ich zum zweiten Mal nach vorne in den Wind komme biegen wir gerade wieder auf die leicht ansteigende Bundesstraße. Ich versuche möglichst schnell wieder aus dem Wind herauszukommen, und mich hinten in die Gruppe zu hängen, doch selbst das klappt nicht mehr…..

Mit dem Wissen, dass erst ca. ein Renndrittel absolviert ist, lasse ich die Gruppe ziehen und rolle alleine weiter. Mit dem Plan auf die nächste Gruppe zu warten….. Doch die kommt erstmal nicht. Ich verbrauche also schön langsam meine Energie auf der leicht ansteigenden Strecke. Als die Gruppe mich dann doch endlich einholt geht es schon wieder zum zweiten Mal ins Steilstück von Neubau nach St. Corona. In der Gruppe sind insgesamt nur 5-6 Fahrer und fast nur Radfahrer vom RC Mödling, und die alle schätze ich als stärker als mich ein. Über die Kuppe reisse ich ein Loch von ein paar Metern und als Reaktion auf die Erfahrungen aus der ersten Runde beschließe ich mich nicht voll reinzuklemmen sondern auf die nächste Gruppe zu warten.

Und so fahre ich alleine die ganze Abfahrt. Und den ganzen flachen Anstieg auf der Bundesstraße. Und erst im leicht ansteigenden Streckenteil sehe ich in der Entfernung einen einzelnen Radfahrer langsam auf mich aufschließen. Ich nehme etwas raus, und Thomas holt mich in Neuwald ein. Die Luft ist total heraußen bei mir, dennoch kämpfe ich mich vor Thomas über die Kuppe und gehe mit ein paar Metern Vorsprung in den Schlußanstieg. Thomas kontert und zieht problemlos an mir vorbei.

Ich komme somit als 41ter von 45 Startern in der allgemeinen Klasse ins Ziel… Dieses Mal gerade nicht letzter in der Vereinsmeisterschaft.

Epilog:
Eine Blick auf meine Herzfrequenz und von Strava daraus abgeleiteten Leistungwerte zeigt meine drei vielleicht nicht so ganz brillianten taktischen Züge:

1.) Bergab erholen ist nicht drinnen, wenn man sich in die Ablösung so einreiht, dass man sich dabei abschießt

2.) Wenn man die letzte größere Gruppe ziehen lässt, dann sollte man sich nicht wundern, dass von hinten keine mehr kommt. (und wenn ich gewußt hätte, dass Walter nur auf 30% Leistung fährt, dann hätte ich mich auch getraut mich an dieses Hinterrad anzuhängen)

3.) Wenn man ohnehin schon fast alle seine Kräfte sinnlos verballert hat, dann sollte man auf der zweitletzten Steigung Zurückhaltung üben.

Aber, das Wetter war super, das Rennen hat Spaß gemacht und bis ich so viele Rennjahre wie Walter Kovarik habe, habe ich noch Zeit, um an meiner Taktik zu arbeiten.

Glück


Dazu eine Geschichte:

Vorigen Sommer fahre ich eine flache Sonntagsrunde, locker! Natürlich! Zuerst irgendwo ein paar Höhenmeter im Wienerwald sammeln, dann über Baden runter nach Eisenstadt, übers Leithagebirge zurück nach Hof, nochmals rüber nach Donnerskirchen, nochmals rüber nach Kaisersteinbruch, dann über Bruck an der Leitha zurück nach Mödling.

Am Weg nach Donnerskirchen ist ein Käfer über die Straße gekrabbelt. Man stelle sich vor! Ein (nein, ich habe hier kein zweites „ein“ vergessen, das ist Absicht!) cm Käfer (Insekt), insgesamt 16.000.000cm Straße, 0,25cm Radreifenbreite und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von  3.100.000cm/h und es hätte genau gepasst, dass ich den Armen (Käfer nämlich) überfahre, irre! Hatte der ein Glück, dass ich gerade noch ausweichen konnte! Anders formuliert, was für ein Pech, wenn Du dann über den Haufen gefahren wirst.

Wenn ich nun bedenke, dass ich bei den durchschnittlichen 10.-15.000km/Jahr in den letzten 10 Jahren erst 2 x von einem Auto angefahren wurde, schönes Glück, oder?

War es Pech, als es mich mit  70km/h zerrissen hat? Oder Glück, dass dabei die 6 Rippen 5cm n e b e n der Wirbelsäule gebrochen sind. Pech, dass die Lunge kollabiert ist, oder Glück, dass es nun 1 Flügel war?

Den Martin hat’s auch mit 70 (die Turrach runter) geschmissen, so ein Pech aber auch, oder? Nix passiert, außer Hautabschürfungen, Anschiss (zu Recht) von der Gattin und ein völlig derangiertes Ego seitdem beim Runterfahren!

Bin mir sicher, fast jeder von euch kann solche Geschichten erzählen. Gibt es dieses Glück, dieses Pech?

Theoretisch (T H E O R E T I S C H!!!) hätte Martin (oder auch ich) mit 60 den Berg runterfahren können, aber:…

… nein, das ging grundsätzlich nicht!

… nein, wir hatten eh Glück, dass nicht mehr passiert ist!

… nein, wir hätten ja trotzdem stürzen können und uns,  ja, sogar noch schwerer verletzen dabei!

Nach so vielen Jahren mit tollen Ausfahrten, lässigen Rennen, vielen Radfreund*innen, coolen Gruppenausfahrten,… sage ich: was habe ich für ein Glück (wie der Käfer)! Ich habe ein super schönes Hobby, kann es auch ausleben. Jammern findet bei uns, zum Glück, nur auf höchstem Niveau statt.

Jetzt hoffe ich weiter auf unser aller Glück!. Also, raus auf die Radl, jetzt! Denn dann sind wir g l ü c k l i c h  („Pechlich“ gibt’s ja eh nicht!)!

Mittwoch ist immer die RCM Wochenteilung, Details unter
https://www.radclub-moedling.at/wochenteilung-die-mittwoch-ausfahrt/

Te Walt